Positives Training

Im Hundetraining gibt es viele unterschiedliche Ansätze und Strömungen. Viele davon betiteln sich selbst als „gewaltfrei“ und ich möchte heute darüber schreiben, was es denn nun bedeutet, wenn ich sage, dass ich „positiv“ trainiere.

Grundlagen des Lernverhaltens bei Hunden

Bei Hunden, so wie bei allen Säugetieren, gibt es verschiedene Lernformen:

Im Training nutzen wir am häufigsten die „Operante Konditionierung“, die man auch als das „Lernen aus Konsequenzen“ bezeichnen kann: Verhalten, das eine angenehme Konsequenz hat, wird in Zukunft häufiger auftreten. Verhalten, das eine unangenehme Konsequenz hat, wird in Zukunft seltener Auftreten.

 

Oder auch: Verhalten ist dazu da, um Gutes zu bekommen und Schlechtes zu vermeiden.

 

Jede Konsequenz ist dabei auch immer mit Emotionen verknüpft, die mitgelernt wird. Das ist wichtig zu wissen, denn Emotionen spielen im Hundetraining eine große Rolle. Lernen findet am besten dann statt, wenn der Hund sich wohlfühlt und entspannt ist. Das ist bei uns Menschen nicht anders.

Belohnung im Hundetraining

Fehler korrigieren?

Nach wie vor ist es im Hundetraining weit verbreitet, dass man auf einen Fehler oder ein unerwünschtes Verhalten des Hundes wartet, ja, es manchmal sogar bewusst herbeiführt, um den Hund anschließend zu bestrafen. Die Art der Bestrafung reicht dabei von einem Leinenruck über den Einsatz einer Wasserpistole, einem körpersprachlichen Bedrängen bis hin zu Kneifen in die Flanke des Hundes.

 

Dabei muss man zunächst einmal festhalten, dass der Hund in der Regel aus seiner Sicht immer Verhalten zeigt, dass für ihn richtig ist. Wenn er die Nachbarskatze jagt oder den Hund auf der anderen Straßenseite anbellt, dann ist das aus Hundesicht ein völlig normales, arttypisches Verhalten.

 

Schließlich könnten sowohl die Katze, als auch der Hund potenzielle Bedrohungen sein (mehr dazu, ob Hunde immer alle Artgenossen mögen müssen, kannst du hier nachlesen).

 

Wenn Du dieses arttypische Verhalten jetzt bestrafst, lernt der Hund zunächst einmal, dass Du als seine Bezugsperson sehr unangenehm werden kannst. Ob Dein Hund die Strafe wirklich mit dem Verhalten verbindet, das Du ihm verbieten möchtest, ist nicht unbedingt gesagt. Vielleicht lernt er auch: „Immer, wenn die Katze vom Nachbarn kommt, macht mein Besitzer etwas Unangenehmes.“. Als Folge davon wird Dein Hund die Nachbarskatze in Zukunft vermutlich noch viel doofer finden und tendenziell noch mehr versuchen, sie zu jagen.

  

Hunde verknüpfen immer die gesamte Situation mit einem Ereignis, so dass auch ein Kind, das gerade mit dem Roller vorbeifährt, mit der Strafe in Verbindung gebracht werden kann. So kann es passieren, dass Dein Hund in Zukunft rollerfahrende Kinder nicht mehr mag.

 

Mehr dazu, was beim Einsatz von Strafe passieren kann, kannst Du hier nachlesen.

Fokus auf das Positive

Jedes Mal, bevor Dein Hund ein unerwünschtes Verhalten zeigt, zeigt er ein Verhalten, das Du bestätigen kannst.

 

Bevor Dein Hund bellend in die Leine springt, wird er den anderen Hund wahrnehmen und ihn anschauen. Dieser Moment kann von Dir belohnt werden.

 

So lernt der Hund, welches Verhalten sich lohnt und wird dieses in Zukunft häufiger zeigen. Außerdem verknüpft Dein Hund: „Immer, wenn sich der andere Hund nähert, bekomme ich eine Belohnung.“, wodurch sich seine emotionale Erwartungshaltung ändert. 

 

Und, last but not least, wird Dein Hund mehr Vertrauen in Dich entwickeln, wenn er keine Angst mehr davor haben muss, dass Du ihm etwas Unangenehmes zufügst. Eine gute Vertrauensbasis ist die Voraussetzung für eine gute Bindung. 

Alternativen aufzeigen

Anstatt Verhalten einfach zu verbieten oder zu unterbinden, kannst Du Deinem Hund auch sagen, was er tun soll.

Statt „Nicht auf das Sofa!“ kannst du sagen: „runter“, statt: „Nicht den Besuch anspringen!“ kannst du sagen: „Sitz“, statt das Kaninchen zu jagen kannst Du sagen: „Hol den Ball.“. 

 

Wenn dein Hund gelernt hat, dass es sich lohnt, dieses Verhalten auszuführen, dann wird es ihm leichtfallen das gewünschte Alternativverhalten zu zeigen. Die schöne Nebenwirkung beim Training über Belohnungen ist, dass dein Hund gerne mit Dir zusammenarbeitet und kooperativer wird. 

Arbeiten ganz ohne Strafe?

Auch wenn ich im Training auf das Belohnen des gewünschten Verhaltens setze und mich darauf fokussiere, so ist ein Training ohne Strafe im Alltag aus der Sicht der Lerntheorie nicht möglich.

 

Nachfolgend siehst Du eine Grafik über die sogenannten „Vier Quadranten der Operanten Konditionierung“. Achtung: Die Begriffe „positiv“ und „negativ“ sind hier mathematisch zu sehen, positiv heißt, ich füge etwas hinzu und negativ heißt, ich nehme etwas weg. Es enthält keinerlei Wertung. 

 

Aus dieser Grafik geht hervor, dass, wenn ich den Hund zum Beispiel über die Leine daran hindere, ein Verhalten auszuführen, das für ihn schon eine Strafe sein kann. Deshalb ist es wichtig, dem Hund in einer solchen Situation eine Alternative zu bieten. 

Vier Quadranten der Operanten Konditionierung

Fragen?

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